Dienstag, Oktober 10, 2024

Kapitalerhöhung gegen Bareinzahlung

Alexander Heiko Wagner
Kapitalerhöhung gegen Bareinzahlung

Eine Kapitalerhöhung gegen Bareinzahlung ist ein Finanzinstrument, das Unternehmen nutzen, um zusätzliches Eigenkapital von Aktionären oder neuen Investoren zu beschaffen. Dieser Prozess umfasst die Ausgabe neuer Aktien gegen Zahlung eines bestimmten Betrags (Bareinzahlung) und führt zu einer Erhöhung des Grundkapitals des Unternehmens. Im Folgenden erläutere ich die Grundlagen, den mathematischen Hintergrund und die Auswirkungen auf den Aktienkurs.

Grundlagen der Kapitalerhöhung gegen Bareinzahlung

Bei einer Kapitalerhöhung gegen Bareinzahlung gibt das Unternehmen neue Aktien aus und verkauft diese zu einem festgelegten Preis an bestehende Aktionäre. Die eingenommenen Mittel werden in das Eigenkapital des Unternehmens eingebracht und können für verschiedene Zwecke verwendet werden, wie z.B. zur Finanzierung von Wachstumsprojekten, zur Reduzierung von Schulden oder zur Verbesserung der Liquidität.

Ablauf einer Kapitalerhöhung:

  1. Beschluss der Kapitalerhöhung: Der Vorstand des Unternehmens schlägt die Kapitalerhöhung vor, die von der Hauptversammlung der Aktionäre genehmigt werden muss.
  2. Festlegung der Konditionen: Das Unternehmen bestimmt die Anzahl der neuen Aktien, den Ausgabepreis und das Bezugsverhältnis.
  3. Bezugsrecht: Bestehende Aktionäre haben in der Regel ein Bezugsrecht, das ihnen ermöglicht, neue Aktien im Verhältnis zu ihrem bisherigen Anteil am Unternehmen zu erwerben, um eine Verwässerung ihrer Beteiligung zu vermeiden.
  4. Durchführung: Die neuen Aktien werden ausgegeben und die bestehenden Aktionäre können ihre Bezugsrechte ausüben. Nicht bezogene Aktien können an neue Investoren verkauft werden.

Mathematische Hintergründe und Kursveränderungen

Eine Kapitalerhöhung gegen Bareinzahlung beeinflusst den Aktienkurs des Unternehmens. Um diese Veränderungen zu verstehen, betrachten wir die mathematischen Aspekte der Kapitalerhöhung.

Begriffe und Formeln:

  • Anzahl der alten Aktien (A): Die Anzahl der Aktien vor der Kapitalerhöhung.

  • Anzahl der neuen Aktien (N): Die Anzahl der neu ausgegebenen Aktien.

  • Alter Kurs (K_alt): Der Kurs der alten Aktien vor der Kapitalerhöhung.

  • Emissionskurs (E): Der Ausgabepreis der neuen Aktien.

  • Neuer Kurs (K_neu): Der theoretische Kurs nach der Kapitalerhöhung.

Der Kurs der alten Aktien sinkt aufgrund der Verwässerung durch die neuen Aktien. Um den neuen Kurs zu berechnen, verwendet man folgende Formel:

Beispielrechnung:

Angenommen, ein Unternehmen hat vor der Kapitalerhöhung 1.000.000 Aktien (A) im Umlauf, die zu einem Kurs von 50 Euro (K_alt) gehandelt werden. Das Unternehmen plant, 200.000 neue Aktien (N) zu einem Emissionskurs von 40 Euro (E) auszugeben.

  1. Altes Eigenkapital: 𝐴⋅𝐾alt=1.000.000⋅50=50.000.000 Euro
  2. Neues Eigenkapital durch Emission: 𝑁⋅𝐸=200.000⋅40=8.000.000 Euro
  3. Gesamtes neues Eigenkapital: (𝐴⋅𝐾alt)+(𝑁⋅𝐸)=50.000.000+8.000.000=58.000.000 Euro
  4. Gesamtanzahl der Aktien nach Erhöhung: 𝐴+𝑁=1.000.000+200.000=1.200.000
  5. Neuer Kurs (K_neu): 𝐾neu=58.000.000/1.200.000=48,33 Euro

Nach der Kapitalerhöhung beträgt der theoretische neue Aktienkurs 48,33 Euro. Der Kurs hat sich aufgrund der Ausgabe neuer Aktien verwässert. Beachten Sie jedoch, dass wir in einer Welt mit politischen, Umwelteinflüssen, Medieneinflüssen und steuerlichen Einflüssen etc. leben und sich Theorie und Praxis unterscheiden.

Auswirkungen auf Bezugsrechte:

Bestehende Aktionäre haben ein Bezugsrecht, um ihre Beteiligung am Unternehmen zu halten. Das Bezugsverhältnis wird durch die Anzahl der alten Aktien im Verhältnis zu den neuen Aktien bestimmt. Im obigen Beispiel wäre das Bezugsverhältnis 5:1 (1.000.000 alte Aktien zu 200.000 neuen Aktien).

Das Bezugsrecht hat einen Wert, der sich wie folgt berechnet:

Im Beispiel:

  1. Bezugsverhältnis: 1.000.000 / 200.000=5:1
  2. Wert des Bezugsrechts: (50−40) / 5+1=10 / 6=1,67 Euro

Das Bezugsrecht hat somit einen Wert von 1,67 Euro.

Aber wie erhalte ich ein Bezugsrecht. Man erhält Bezugsrechte als Bestandsaktionär, wenn man für die Kapitalmaßnahme berechtigt ist oder man kann Bezugsrechte von verkaufenden Aktionären dazu kaufen.Somit kann man auch an der Maßnahme teilnehmen, wenn man nicht berechtigt ist. Wie viele Bezugsrechte von der Gesellschaft vergeben werden hängt vom veröffentlichten Trennverhältnis ab. Dieses wird von der Gesellschaft festgelegt. So bedeutet, ein Trennverhältnis von 1 zu 1, dass ich für jede berechtigte Aktie in meinem Bestand 1 Bezugsrecht eingebucht bekomme.

Fazit:

Eine Kapitalerhöhung gegen Bareinzahlung ist ein wichtiger Mechanismus für Unternehmen, um zusätzliches Eigenkapital zu beschaffen. Sie führt zur Ausgabe neuer Aktien, was den Aktienkurs durch Verwässerung beeinflusst. Mathematisch lässt sich der neue Kurs durch eine einfache Formel berechnen, die das alte Eigenkapital und das durch die Emission eingenommene neue Eigenkapital berücksichtigt. Bestehende Aktionäre erhalten Bezugsrechte, um ihre Beteiligung zu sichern und von der Kapitalerhöhung zu profitieren.

Diese Kapitalmaßnahme hat sowohl Vorteile als auch Risiken. Auf der positiven Seite steht die Stärkung der finanziellen Basis des Unternehmens, was Wachstum und Stabilität fördern kann. Auf der negativen Seite kann die Verwässerung des Aktienkurses und der Anteile bestehender Aktionäre eine Herausforderung darstellen.

Durch die Nutzung von Quellen wie Börse Frankfurt und einschlägiger Fachliteratur können Anleger und Interessierte tiefergehende Einblicke in die Mechanismen und Auswirkungen von Kapitalerhöhungen erhalten.